Für die Kölner Philharmonie durfte ich ein umfangreiches und spannendes Coding-Projekt leiten, in dessen Rahmen eine interaktive Klanginstallation realisiert wurde. Die Besucherinnen und Besucher der Kölner Philharmonie hatte zwischen dem 19. und 26. Juni 2022 die Möglichkeit über das eigene Smartphone mit der Installation zu interagieren, in deren Zentrum eine Flügel spielende künstliche Intelligenz stand.

Die besondere Herausforderung war es das Projekt strategisch mit dem Projektteam auszurichten, durchzuführen und gleichzeitig auch technischer Verantwortlicher zu sein – daher durfte ich sowohl die künstliche Intelligenz als auch die Webapp programmieren.
Vgl. Berichterstattung in der Kölnischen Rundschau (»Per Smartphone am Flügel spielen«, 18. Juni 2023) und im Kölner Stadt-Anzeiger (»Jeder ist ein Komponist dank Smartphone«, 19. Juli 2023)

Projekttext
Schlagwörter wie »Digitalisierung«, »Algorithmus« oder »Künstliche Intelligenz« bestimmen in diesen Tagen maßgeblich den öffentlichen Diskurs. Diese Debatte macht natürlich auch vor dem klassischen Konzertbetrieb nicht Halt: Konzerthäuser und Festivals realisieren Musikprojekte an der Schnittstelle zwischen physischem und virtuellem Raum oder experimentieren mit Interaktionsformen, sprichwörtlich losgelöst von Raum und Zeit. Komponistinnen und Komponisten erforschen mit den neuen technischen Möglichkeiten mittels künstlicher Intelligenz unbekanntes Terrain mannigfaltiger Klangmöglichkeiten.
So habe ich anlässlich des 35-jährigen Jubiläums 2021 einen Algorithmus entwickelt, der Jubiläumszuschriften mit Erinnerungen und Anekdoten von Besucherinnen und Besuchern in klingende, einzigartige Klavierminiaturen transformiert hat – eine kleine Auswahl dieser kurzen Stücke kam dann im September 2021 durch den Pianisten Kit Armstrong zur Uraufführung.
Seitdem – nach weiteren Monaten des vertiefenden Tüftelns – wurde intensiv am Abschluss und an der eigentlichen Zielgeraden des Projekts gearbeitet: Gemeinsam mit einem engagierten und kreativen Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kölner Philharmonie, wurden alle Kompetenzen – über Musik- und Kommunikationsexpertise bis zu Programmierung – gebündelt und eine interaktive Klanginstallation entwickelt, welche direkt an die Klavierminiaturen anknüpft: eine Erweiterung des ursprünglichen Algorithmus um eine interaktive Dimension für das Konzertpublikum. Wie das funktioniert? Durch die Symbiose eines selbstspielenden Flügels und einer spezialisierten künstlichen Intelligenz.
Über das eigene Smartphone kann über eine graphische Oberfläche spielerisch mit der Installation interagiert, die künstliche Intelligenz und somit die Klangerzeugung aktiv beeinflusst werden – die Veränderungen und Auswirkungen sind unmittelbar erlebbar.
Dafür muss man weder Noten lesen noch ein Instrument spielen können – Neugierde, Experimentierfreude und ein Smartphone sind die einzigen Voraussetzungen. Im Besucherfoyer informiert eine Dokumentation des Projekts nicht nur über die Hintergründe, sondern gibt ebenso Einblicke in die Bedeutung des Computers für die jüngere Musikgeschichte und den neuerlichen Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Komposition.

Fotos: Titelbild (KölnMusik/Matthias Baus), Ausstellung (privat)